Spätrömische Kastellmauer Kaiseraugst wird umfassend restauriert

    Das Castrum Rauracense in Kaiseraugst gehört zu den wichtigsten teilkonservierten, heute noch sichtbaren Baudenkmälern der römischen Koloniestadt Augusta Raurica. Doch der Zustand des Bauwerks ist schadhaft. Nun wird das bedeutende Bauwerk durch die Kantonsarchäologie in Zusammenarbeit mit der Römerstadt Augusta Raurica in einem mehrjährigen Projekt restauriert und für die Zukunft erhalten.

    (Bild: © Römerstadt Augusta Raurica) Im Rahmen der Gesamtrestaurierung wird die sogenannte Biopatina vom Mauerwerk entfernt. Deutlich ist der frischgereinigte Streifen Mauerwerk an seiner hellen Farbe erkennbar.

    Die Kastellmauer des Castrum Rauracense (Kastell Kaiseraugst) ist ein international bedeutendes Zeugnis der spätrömischen Geschichte der Schweiz. Allerdings ist die letztmals vor 60 Jahren sanierte Kastellmauer in einem prekären Zustand. Damit das bedeutende Bauwerk nicht weiter zerfällt, unternimmt die Kantonsarchäologie in einem mehrjährigen Projekt eine Gesamtrestaurierung.

    International bedeutendes Zeugnis der römischen Geschichte
    Das Castrum Rauracense liegt auf dem Gebiet der Aargauer Gemeinde Kaiseraugst direkt am Rhein. Die Anlage misst in ihrer grössten Ausdehnung 292 x 155 Meter und bedeckt eine Fläche von 3,6 Hektaren. Sie ist damit die grösste spätrömische Befestigung in der Schweiz. Die Errichtung des Kastells erfolgt um 300 n. Chr. und seine Nutzung reichte bis ins 6. Jahrhundert n. Chr. Es diente als wichtige Grenzbefestigung in spätrömischer Zeit. Die Quellen berichten, dass sich im Rahmen von Kriegshandlungen und Grenzinspektionen zuweilen auch die römischen Kaiser Constantius II., Julian und vermutlich auch Valentinian vor Ort aufgehalten haben. Ein wichtiges archäologisches Zeugnis, das die Bedeutung des Orts und den hohen Status der hier zeitweise stationierten Offiziere und Beamten illustriert, ist der Kaiseraugster Silberschatz, der zu den bedeutendsten Kunstobjekten der Schweiz gehört.

    Ohne Massnahmen zerfällt das antike Bauwerk
    Die in vielen Abschnitten erhaltene Befestigungsmauer umgibt den historischen Dorfkern von Kaiseraugst und ist damit ein ortsbildendes Element der heutigen Siedlung. Doch die Altrestaurierungen sind stark beschädigt und die damals verwendeten Materialien erweisen sich heute als problematisch. In Verbindung mit dem antiken Mauerwerk ist der Zement viel zu hart, sodass sich über Jahrzehnte hinweg Spannungsrisse bildeten und sich Abplatzungen am Zement selbst und an der antiken Bausubstanz ergeben haben. Durch diese schadhaften Oberflächen dringt Regen- und Tauwasser in den Mauerkern ein, reichert sich dort an und führt durchs Gefrieren im Winter zu starken Schäden. Auch aus dem Zement gelöste Salze greifen das antike Mauerwerk an. Zudem überzieht eine schwarze sogenannte Biopatina, eine aus Schmutz, Erde und kleinen Pflanzen bestehende Ablagerung, die gesamte Oberfläche des Mauerwerks. Ohne baldige konservierende und restaurierende Intervention würde dieses bedeutende Bauwerk zerfallen.

    Mehrjähriges Restaurierungsprojekt rettet das Monument
    Damit dies nicht passiert, führt die Kantonsarchäologie von 2024 bis 2029 eine Gesamtrestaurierung des antiken Bauwerks durch. Die Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten erfolgen in Zusammenarbeit mit der Römerstadt Augusta Raurica, sodass Know-how und Wissenstransfer sichergestellt sind und Personalsynergien optimal genutzt werden können. Die schadhaften, noch aus den 1950er-Jahren stammenden Überkronungen der antiken Mauer werden entfernt und die Altrestaurierungen durch neue Mauerpassagen ersetzt. Dabei kommt ausschliesslich Naturstein und reiner Kalkmörtel zum Einsatz, genauso, wie es in der römischen Epoche üblich war. Daneben erfolgt eine grossflächige Reinigung zur Entfernung der Biopatina. Sämtliche Eingriffe werden vor, während und nach der Umsetzung zeichnerisch, fotografisch und mittels Textbeschrieben dokumentiert. Die interessierte Öffentlichkeit soll regelmässig durch Führungen vor Ort und andere Informationsgefässe über den Fortgang der Arbeiten informiert werden. Die umfassende Restaurierung schenkt der Kastellmauer Kaiseraugst ein zweites Leben.

    pd

    Vorheriger ArtikelHandy am Steuer: unterschätzte Gefahr
    Nächster ArtikelDie Schweiz ist kein Selbstbedienungsladen