Marc Haller tourt mit der neuen Show «Erwin aus der Schweiz reloaded» durch die Lande

    «Mein Traumberuf war eigentlich Pilot»

    Das Publikum liebt Marc Haller alias «Erwin aus der Schweiz». Seit seinem Einzug ins Finale der Casting-Show «Die grössten Schweizer Talente» erobert er landesweit die Showbühnen. Was macht er anders als die vielen bisherigen Wettbewerbsteilnehmer, deren schneller Ruhm meist wie Sternenstaub verglomm?

    (Bild: zVg) Marc Haller alias «Erwin aus der Schweiz»

    Die Metamorphose von Marc Haller zu «Erwin aus der Schweiz»: Haare bieder scheiteln, Nerdbrille aufsetzen, Konfirmandenanzug mit Hochwasserhosen anziehen. Als eigenwilliger Typ, der allen Klischeevorstellungen des bünzligen Schweizers entspricht, erobert er die Herzen des Publikums. Und gibt sich auf der Bühne ganz verlegen, wenn plötzlich eine Bowlingkugel aus seinem Jackett purzelt; oder er im Ärmel nestelt und zu seiner eigenen Überraschung ein volles Glas Orangensaft hervorkommt. Was der schusslige Erwin wie ein Missgeschick darstellt, ist ausgeklügelte Zauberkunst. Die auf die Sekunde getimte Illusion wird allerdings nicht wie so oft von einem gutaussehenden Magier mit perfekter Föhnwelle und attraktiven Assistentinnen dargebracht, sondern von einem kleinen, unscheinbaren Typen, der ganz alleine auf der Bühne steht und von einem Missgeschick ins nächste zu tappen scheint. Die Zuschauer kugeln sich vor Lachen. Bei seiner Teilnahme an «Die grössten Schweizer Talente» 2014 war schnell klar, dass Haller zu den absoluten Favoriten gehört und er wurde Dritter.

    Vom Drama zur Comedy
    Der Wandel von «Erwin aus der Schweiz» zur Privatperson Marc Haller: In T-Shirt und Jeans, mit Dreitagebart und trendiger Strubelfrisur sieht aus wie ein IT-Student, obwohl er schon 30 Jahre alt ist. Wenn er in der Kantine Hermetschloo in Zürich zum Essen geht, kennen ihn nur die Angestellten, weil er im selben Gebäude sein Probelokal hat und jeden Tag übt. Im Alltag bleibt Haller völlig unerkannt, denn er unterscheidet sich sowohl optisch als auch charakterlich extrem von seiner Bühnenfigur. «Mein Traum war es immer, Pilot zu werden», sagt der im Wallis geborene Zürcher. Er nimmt heute noch Flugstunden. Während des Interviews redet er schnell und schiebt sich zwischendurch eine Gabel Reis in den Mund. Kein Vergleich zum schusseligen «Erwin aus der Schweiz». Gezaubert habe er seit frühester Kindheit, erzählt Haller. Inspiriert wurde er von Figuren wie Michel Gammenthaler und Alex Porter, die virtuose Illusionen mit Comedy mischten und daraus ein neues Unterhaltungsgenre kreierten. Um markante Charaktere wie seine Vorbilder zu kreieren, erachtete er Schauspielunterricht als unabdingbar. Der  Drillingsbub, dessen zwei Brüder im Ingenieur- und Informatikbereich arbeiten, setzte nach mehrjährigen Lehrgängen in der Schweiz mit einem kleinen Erbe seiner Tante alles auf eine Karte. Und ging nach New York in die berühmteste aller Mimenschulen, die Stars wie Robert de Niro, Dustin Hoffmann und Al Pacino hervorbrachte: Dem Lee-Strasberg Institute of Hollywood. Danach folgte ein vierjähriges Schauspielstudium in Wien. «Von rund 800 Bewerbern werden dort jeweils 10 angenommen», blickt er zurück. Und wenn man «Erwin aus der Schweiz reloaded» heute auf der Bühne sieht, kann man kaum glauben, dass er einst mit «Die Möwe» von Tschechow und Tennesse Williams’ «Die Glasmenagerie» eine gestrenge Jury überzeugte. Doch Haller war sich schnell bewusst, dass ihm im ernsten Fach keine Zukunft beschieden ist. Seine Kunstfigur Erwin entwickelte er beim Schauspielstudium in Wien, als er an einem Monolog von Schillers «Die Räuber» arbeitete. «Mein Kollege fand die Performance schlecht. Ich war gestresst und fing an zu zaubern. Dabei  entstand spontan der Prototyp des Schweizer Bünzlis», berichtet der heute erfolgreiche Bühnenstar im Rückblick. Zu merken, wo die wirklichen Fähigkeiten und Schwächen liegen, dazu zu stehen und sich nicht verbiegen zu lassen, ist für ihn der wichtigste Faktor zum Erfolg. Und eine gehörige Portion Ausdauer. «Erwin aus der Schweiz» gibt es denn auch nicht erst seit  «Die grössten Schweizer Talente». «Wer denkt, wegen einer Casting-Show zurücklehnen zu können, liegt völlig falsch», sagt er. Fünf Jahre lang hat Haller schon vorher unablässig an seiner Performance getüftelt. «Der Auftritt im Fernsehen war für mich einer von 365 Arbeitstagen», meint er unprätentiös. In seiner neuen Show «Erwin aus der Schweiz reloaded», mit der er durch die ganze Schweiz tourt, werden die Zaubertricks mit jeder Vorstellung virtuoser, während die Bühnenfigur Erwin sich in immer noch komischere Situationen verstrickt – diesmal auf der Suche nach der ganz grossen Liebe. Die hat Marc Haller auch im wahren Leben noch nicht gefunden. Und das kommt ihm gar nicht so ungelegen: «Ich bin zurzeit so viel unterwegs. Da steht das Privatleben hinten an.»

    Ursula Burgherr

    «Erwin aus der Schweiz reloaded»

    11.3.2017, Theater Käfigturm Bern.
    21.3.2017, Theater am Hechtplatz Zürich.
    23./24.3. 2017, klangheimi.ch Festival Zuzgen AG.
    30.3.207, Komische Nacht Gütersloh (D).
    6.5.2017, GYM ROCK, Hallenstadion Zürich.
    9.5.2017, Charly Comedy Club Zürich.
    10.5.2017, Charly Comedy Club Aarau.
    14.5.2017, Casino Winterthur.
    19.5.2017, Tabourettli Basel.

    Weitere Infos auf
    www.marchaller.ch

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